Räumkommando!

Auff(r)essen statt plattliegen.

„Die haben ja nichts mehr zu Fressen!“ entfährt es manchem, besorgten Spaziergänger. Und ja, es hat tätsächlich unglaublich geräumt. Aber keine Sorge: Wer täglich auf der Wiese unterwegs ist, kann noch so manchen Leckerbissen entdecken – jedenfalls aus Büffelsicht. Natürlich kommen bei uns Menschen, Köstlichkeiten wie verholzte Rasenschmiele oder ein wehrhaftes Schlehengebüsch nicht auf dem Speiseplan. Unsere tierischen Teammitglieder sehen das ganz anders. Und das ist auch gut so! Schließlich reden wir hier von einem Offenlandbiotop, wie es so schön im Fachjargon heißt. Kurz gesagt, ist das einfach eine Fläche ohne höheren Bewuchs, wie Bäume oder Gehölze. Job erledigt – denkt man auf den ersten Blick. Aber es lohnt sich, mal genauer hinzuschauen, was vier Büffel und zwei Huzulenpferde in den nächsten Wochen noch zu tun haben werden.

Als zunächst vier, behornte Gärtner die neue Fläche eroberten, ging es erstmal um Rodungsarbeiten. Im Video „Da ist was im Busch“ bei Barosan eindrucksvoll zu sehen. Und dabei hat jeder Einzelne seine ganz individuelle Technik, die man aber auch erstmal lernen muss. Bei Barosan sah es am Anfang nun wahrlich nicht so professionell wie heute aus. Im Gegenteil – dicke Augen inklusive. Ja, so ein Ast kann ganz schön garstig sein, ein Eigenleben entwickeln und urplötzlich zurück ins eigene Gesicht flitschen. Aua. Wie oft kam ich morgens auf die Weide und fand Barosan vor, der aussah als hätte er Rocky Balboa getroffen. Dabei versuchte er nur ein guter Landschaftspfleger zu werden. Manches Mal war ich sogar live dabei: Bei einem Mal standen Dochia und ich fassungslos da, während Mister B sich einen Ast zu angeln versuchte. Da er viel zu knapp angesetzt hatte und trotzdem immer weiter zog, war klar was jetzt gleich passieren würde. Aua. Dochia und ich rissen die Köpfe hoch und mir entfuhr ein lautes „Neeeiiin!“. Barosan bog den Ast, siegessicher, immer weiter nach hinten – und rutsche ab. Flitsch! Das biegsame Weidengeäst traf mit voller Wucht sein linkes Auge. Dochia drehte sich um und ging davon. Höchstwahrscheinlich hatte sogar sie keine Hoffnung mehr, dass die Gärtner-Karriere Barosans doch noch in Gang kommen würde. Er sah ziemlich verdutzt aus und kniff das Auge zu, das heftig zu tränen begonnen hatte. „Was machst du denn?!“ Mir tat es furchtbar leid, aber anders trat wohl einfach kein Lerneffekt ein. Heute, etliche, dicke Augen und Jahre später, ist er ein waschechter Profi. Ein Bio-Bagger im XXXXL-Format.

Und auf der Fläche gibt es noch Einiges zu tun. Seggenbestände, die noch gekürzt werden müssen. Ecken mit Mädesüß-Hochstauden und verholzte Rohrkolbenbestände. All das muss noch aufgeräumt werden, damit im nächsten Frühjahr neues Leben entstehen kann. Ist der Boden nämlich bedeckt, von einer dicken Schicht aus altem Material, dann haben es die sogenannten Lichtkeimer sehr schwer. Zu undurchdringlich ist die pflanzliche Decke. Zum Glück gibt es jedoch sechs wackere Helden, die das nicht zulassen werden. So wird die Fläche im nächsten Frühjahr bestimmt wieder einige gold-gelbe Blüten der Sumpfdotterblume aufweisen. Dafür sollte das Motto in diesem Herbst jedoch lauten: „Alles muss raus!“. Altbestände sind quasi „Heu auf dem Halm“. Man muss sich die Ration selbst zusammenstellen und sich Gedanken über gesunde Ernährung machen! Aber die Platte wird geputzt und an glänzendem Fell und glänzenden Augen sieht man, dass alles im grünen Bereich ist. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Hungergrube ist eine Einsenkung der Bauchwand, und wie der Name schon sagt, eine Indiz für – genau Hunger. Sie muss nicht 24/7 gut gefüllt sein, aber selbstverständlich auch nicht ständig sichtbar. Ich habe verzweifelt versucht ein Foto meiner Mannschaft zu finden, auf dem eine Hungergrube mal vernünftig sichtbar ist – was soll ich sagen: es ist mir nicht gelungen.

Das Räumkommando hat also offensichtlich eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Das stimmt mich, die menschliche Leitkuh froh – denn wiederkäuende Büffel (siehe Beitragsbild) sind glückliche Büffel. Aufessen statt Plattliegen als Lebensphilosophie – na dann guten Appetit!

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